Brief der Ministerin für Bildung

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Eltern,

seit dem Ausbruch des neuartigen Coronavirus in Deutschland stehen wir alle vor neuen und großen Herausforderungen. Seit zwei Wochen, sind die Schulen und Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz bereits geschlossen und Sie als Eltern meistern diese tagtäglichen Herausforderungen mit sehr viel Engagement.

Ich denke Sie wissen, dass wir die Entscheidung zur Schließung unserer Bildungseinrichtungen nicht leichtfertig getroffen haben. Sie war zwingend notwendig, um die Verbreitung des Corona-Virus in Rheinland-Pfalz zu verlangsamen. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn es möglichst wenig Sozialkontakte zwischen den Menschen gibt. Gleichzeitig mit der Einstellung des regulären Unterrichts- und Betreuungsbetriebs haben wir die Einrichtungen für eine Notbetreuung geöffnet. Wenn Eltern wirklich keine andere Möglichkeit der Betreuung für ihre Kinder finden, lassen wir sie nicht alleine. Und das gilt in Rheinland-Pfalz nicht nur für Eltern in systemrelevanten Berufsgruppen wie z.B. dem medizinischen Personal, sondern für alle Eltern. Die Erfahrung der letzten beiden Wochen bestätigt uns in unserer Einschätzung: von der Nutzung der Notbetreuungsplätze haben Sie als Eltern bislang sehr verantwortungsvoll Gebrauch gemacht, so dass wir nicht mit weiteren Einschränkungen nachjustieren mussten.
Dafür danke ich Ihnen sehr herzlich!

Auch wenn es jetzt vorrangig darum geht, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und dafür die sozialen Kontakte – auch die der Kinder – auf ein Minimum zu beschränken, ist es gleichzeitig natürlich wichtig, dass gerade Schulkinder auch in dieser Zeit weiter die Möglichkeit haben, zu lernen und das schulische Bildungsangebot wahrzunehmen.

Mir ist bewusst, dass es für viele Familien eine organisatorische und psychologische Extremsituation bedeutet, wenn Kindertagesstätten und Schulen über Wochen geschlossen bleiben. Sie müssen sich derzeit mit den unterschiedlichsten Fragen beschäftigen:

Wie bekomme ich den Alltag und die Berufstätigkeit geregelt, wenn ich
meine Kinder vollständig selbst betreuen muss? Werde ich nach der Zeit der Schließung noch eine Arbeitsstelle haben? Was ist, wenn ein Angehöriger erkrankt? Wie kann ich meine eigenen Eltern unterstützen, wenn ich den direkten Kontakt zu Ihnen meiden soll? Und in dieser Situation sehen Sie sich als Eltern zusätzlich gefordert, Ihre Kinder motiviert beim Lernen zu begleiten und sicherzustellen, dass diese die einzelnen Aufgabenpakete erarbeiten, die sie zu Hause erreichen.

Ich sehe, dass Sie sich dieser Herausforderung Tag für Tag annehmen und zusammen mit den Lehrkräften Ihre Kinder in dieser für uns alle ungewöhnlichen Situation mit allen Möglichkeiten, die Sie haben, unterstützen. Dafür möchte ich mich sehr herzlich bei Ihnen bedanken! Und ich möchte Sie ermutigen für die Zeit, die noch vor uns liegt.
Damit bis dahin der Unterricht von zu Hause aus gut funktionieren kann, hat das Pädagogische Landesinstitut Rheinland-Pfalz eine Handreichung erstellt, die auf dem Bildungsserver veröffentlicht ist und die Sie dort runterladen können. Diese Handreichung ging auch per E-Mail an alle Schulen in Rheinland-Pfalz und gibt Schulen weitere Anregungen und Orientierungshilfen für diese Aufgabe, auf die sich niemand in der Form vorbereiten konnte. Um Sie als Eltern zu entlasten, finden Sie in der Handreichung auch viele Anregungen für Familien. Aber eines ist mir klar, und es ist auch den Verantwortlichen in den Schulen klar: Sie sind die Eltern und keine Ersatzlehrkräfte. Die Lernmaterialien sind Angebote und Hilfestellungen, um die Zeit der Schulschließungen zu überbrücken. Sie bieten Chancen, Kinder und Jugendliche verstärkt an digitale Methoden und eigenverantwortliches Lernen heranzuführen. In keinem Fall sollen sie aber Familien in der aktuellen Situation zusätzlich unter Druck setzen.

Aus diesem Grund habe ich in meinem heutigen Schreiben an die Schulleitungen aller rheinland-pfälzischen Schulen klargestellt, dass bei der Auswahl der Lernaufgaben und der Lernpläne mit Augenmaß vorgegangen werden soll – und auch die Kapazitäten in Familien begrenzt sein können. Ferner habe ich noch einmal deutlich gemacht, dass auf Benotungen wie auch auf die Sanktionierung eventuell nicht eingehaltener Abgabefristen zu verzichten ist. Im Bildungsministerium erarbeiten wir derzeit Regelungen
zur Leistungsfeststellung und –bewertung in der verbleibenden Zeit des Schuljahres, wenn die Schulen wieder geöffnet sind.

Wir alle sind in der aktuellen Situation gefragt, verantwortungsvoll zu handeln und die Krise gemeinsam zu meistern. Ich danke Ihnen sehr herzlich, dass Sie das Ihre dazu beitragen.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien alles Gute!
Dr. Stefanie Hubig